Nr. 7: Hochschul-CD: Momentaufnahme
Die HMTMH veröffentlicht in jedem Jahr eine eigene Hochschul-CD. Diese wird im Internet sowie an der Vorverkaufskasse am Emmichplatz angeboten und dient Promotionszwecken.
Es gibt viele CDs mit Beiträgen des Hochschulorchesters oder der Kammermusik, einige, die sich bestimmten Komponisten widmen, eine unseres Jazzchores "Vivid Voices" und eine von der Hochschul-Bigband. Der letzte Beitrag aus unserem Studienbereich liegt noch in der Zeit, als ich noch nicht an der HMTMH unterrichtete.
Die CD des Jahres 2012 soll einen Überblick über die Arbeit im Studienbereich JazzRockPop (JRP) geben. Dabei freue ich mich besonders, dass Studierende aller Bereiche – der Studiengänge JazzRockPop, Popular Music und der Schulmusik mit Schwerpunkt JazzRockPop – vertreten sind. Da das Spielen eines Instruments in unseren JRP-Studiengängen eng mit dem Komponieren und Produzieren von Musik verknüpft ist, waren wir in der Lage, fast ausschließlich das abzubilden, was im Rahmen des Studiums bereits aufgenommen wurde. Als Vertreter des Faches Jazzkompositionen bin ich dabei besonders froh, dass wir ausnahmslos eigene Stücke der jeweiligen Gruppen hören dürfen.
Natürlich mussten wir die Stücke angleichen, damit man trotz klanglicher Unterschiede die CD durchhören kann. Es galt, den dynamischen Unterschied zwischen beispielsweise dem Stück von "The Hirsch Effect" und Aufnahmen aus dem Konzertsaal ohne Schlagzeug zu überbrücken. Zwei Bands haben das Angebot wahrgenommen, mit unserem Tonmeister Oliver Rogalla von Heyden im Saal aufzunehmen, der auch die CD gemastert hat.
Ich hoffe, dass wir mit der CD in der Lage sein werden, den einen oder anderen Hörer mit dieser Erkenntnis zu überraschen: Wenn zum Beispiel ein aufwändig produziertes Stück Musik mit gesungenem Text, E-Bass, Streichern und Chor einem akustischen Stück Musik mit Gesang (ohne Text) und Kontrabass vorangeht, dann stört das gar nicht, sondern der Kontrast inspiriert und regt an.
Die Unterscheidung in Jazz, Pop, Rock, Indie, Alternative, Vocal, Instrumental, Akustisch, Elektronisch und all die anderen sogenannten „Genres“ halte ich weder für aussagekräftig noch relevant. Die immer weiter reichende mediale Verbreitung von Musik in den letzten 100 Jahren – mit dem Radio, dem Fernsehen und schließlich dem Internet, durch Schellacks, Schallplatten, Kassetten und CDs – hat zu unzähligen Wechselwirkungen und Einflüssen auf alle Musikerinnen und Musiker, wie auch auf das Publikum geführt. Ich finde, besonders als Musikschaffende, -lehrende oder -studierende sind wir geradezu verpflichtet, dieser Vielfalt mit offenen Ohren zu begegnen – und eigene Antworten zu finden.
Vor diesem Hintergrund ist es spannend zu hören, was etwa 120 Studierende aus dem Studienbereich JazzRockPop und dem Studiengang Popular Music im Jahr 2012 zu diesem Wechselspiel von Einflüssen beizutragen haben. Eine Momentaufnahme – es wird für jeden etwas dabei sein.
Es gibt ein paar Dinge, auf die auch ich als Hörer empfindlich reagiere, weil sie für mich symptomatisch für typische künstlerische Sackgassen sind: Zu viel Schöngeist - die Verpflichtung gefallen zu wollen, eine Angst vor inhaltlicher Verbindlichkeit und Entschiedenheit - und kryptische Ausdrucksformen. Nichts gegen Abstraktion, als Komponist ist das oft ganz entscheidend, aber eben nicht einfach so. Dahinter steht möglicherweise die selbe Angst vor Verbindlichkeit.
Von beidem höre ich auf dieser CD nichts. Deshalb Danke an alle Studentinnen und Studenten dafür, dass ihr macht, was ihr macht.
Tracklist
1. Klangheimlich | Der Moment
Bereits im Gründungsjahr 2012 veröffentlichen klangheimlich ihre erste CD, Der Moment, dessen Titelsong auf dieser CD zu finden ist. Während die Sechs um Sängerin Barbara Greshake mit ihrer interessanten Mischung irgendwo zwischen Pop und Folk durch die Clubs ziehen, arbeiten sie an ihrem ersten Album, das bereits im Winter 2013 erscheinen soll. Heimlich tut gut, aber diese Band braucht sich nicht zu verstecken. www.klangheimlich-musik.de
Barbara Greshake, Gesang | Niklas Beck, Gitarre | Niklas Fischer, Klavier | Raphaela Beer, Violine | Philipp Schwendke, Kontrabass | Philip Paruschke, Schlagzeug
2. Grenzbereiche | Count Popula
Das Quartett spielt seit 2008 Kompositionen der Bandmitglieder. In ihren Stücken durchfließen die vier Musikerinnen und Musiker harmonisch dichte wie auch sehr reduzierte Momente, wechseln von Augenblick zu Augenblick zwischen solistischen Impulsen und begleitenden Gedanken, und bleiben dabei doch immer transparent. In den letzten Jahren waren sie regelmäßig auf Festivals und Wettbewerben zu hören. Ihre erste CD Grenzbereiche erschien 2011 bei schoener hören music. www.johanneswilke.com/grenzbereiche
Lara Lübbe, Gesang | Johannes Wilke, Klavier | Johannes Keller, Kontrabass | Christin Neddens, Schlagzeug
3. Meerdenker | Rettungsschwimmer
Deutschsprachiger Elektro-Deep-Pop heißt der neue Musikstil aus der Tiefe. Meerdenker haben ihren eigentlichen Lebensraum verlassen, um an Land von ihren Erlebnissen zu berichten. Nachdenken in Endlosschleife ist eine ihrer typischen Eigenschaften. Der unverwechselbare Sound der Meerdenkerfamilie öffnet die Türen zu einer unvergesslichen Parallelwelt. Im Frühjahr 2013 soll ihr Debütalbum erscheinen. Zauberhafter Pop aus Berlin wartet darauf erhört zu werden. www.meerdenker.de
Susann Thimm, Gesang | Kevin Podehl, Saxophon | Christopher Peyerl, Gitarre | Oliver Seidel, Gitarre | Phillip Schwendke, Bass | Phil Paruschke, Schlagzeug/beat programming
4. Dasch2 | Bakterium
Das Trio Dasch2 arbeitet in dieser Besetzung seit 2009 zusammen. Ihre Musik ist zu den neueren Strömungen deutscher Jazz-Avantgarde zu zählen, Einsprengsel progressiver Rockmusik und zeitgenössischer E-Musik haben ebenfalls ihren Platz. Es wird mit Experimentierfreude und verschrobener Selbstironie zu Werke gegangen, wobei sich das Zusammenspiel von „minutiös austariert“ bis „kollektiv improvisiert“ erstreckt. Die namentliche Anspielung auf ein bekanntes Waschmittel ist durchaus gewollt, weshalb Dasch2 als passende stilistische Schublade gerne „hochwirksame Universalmusik“ vorschlagen. www.quadratisch-rekords.de
Daniel Scholz, E-Gitarre & Loops | Daniel Schröder, Bassklarinette/ Kontrabassklarinette & Loops | Jonas Pirzer, Schlagzeug/Melodika
5. Valeria Frattini | Vespa Rossa
Valeria Frattini, geb. Piepenbrock, wuchs zweisprachig im Münsterland auf. 2008 erhielt sie den 2. Preis beim Regionalwettbewerb Jugend Musiziert (Pop. Gesang) und begann ihr Studium an der HMTMH im Studiengang Popular Music. Zweimal in Folge gewann sie den HÖREN! Songcontest. 2010 nahm sie am Eventim Popkurs in Hamburg teil. Dort fand sie zu ihren italienischen Wurzeln und zu ihrer Band. Nach einer EP folgt im Dezember 2012 das Debütalbum di lato. www.valeriafrattini.com
6. The Hapsari Experience | Srikandi
The Hapsari Experience besteht seit circa einem Jahr. Ursprünglich nur als Übecombo gedacht, haben alle drei Musiker/innen bald einen gemeinsamen Zugang zur Musik entdeckt, fortan bekannte Jazzstandards mit eigener Note interpretiert und schließlich die ersten eigenen Stücke komponiert. Seitdem greift ein immer tiefer werdendes Vertrauen innerhalb des Trios, das zu einer eigenen, spannenden Färbung ihrer Musik führt.
Agnes Hapsari, Klavier/Gesang | Charlotte Joerges, Saxophon/Klarinette | Sebastian Bauer, Bass
7. Karin Grabein Quartett | Was
Karin Grabein studierte von 2008 bis 2012 Jazzgesang bei Romy Camerun an der HMTMH. Bereits während des Studiums trat sie als Komponistin und Bandleaderin in Erscheinung und spielte sich im Herbst 2011 mit ihrem Quartett ins Finale des renommiertesten deutschen Jazz-Nachwuchs-Wettbewerbs, den „future sounds“ der Leverkusener Jazztage. In ihrem Titel Was vereint die Band Elemente des Modern Jazz mit deutscher Sprache und einem individuellen Drum’n Bass-Sound. www.karingrabein.com
Karin Grabein, Gesang | David Kölling, Klavier | Achim Seifert, E-Bass | Tobias Decker, Schlagzeug
8. The Hirsch Effekt | Absenz
The Hirsch Effekt komponiert aufwändig gestaltete Vexierbilder aus Klängen. In verschiedenen Akten führen sie dem Hörer ätzenden Metal, dunklen Doom, vertrackten Mathcore, in sich gekehrte emotionale Momente und drückenden Punk um die Ohren, bis sie glühen. Dass es sich hierbei nicht um technisches Proletentum handelt, sondern um ganz konkrete Traumata und um tief in die Seele greifende Schicksalsschläge eines Bandmitgliedes, welche hier zur Verarbeitung gebracht werden, muss möglicherweise sogar betont werden, um für das richtige Verständnis zu sorgen. www.thehirscheffekt.com
Ilja Lappin, Bass/Gesang | Nils Wittrock, Gitarre/Gesang | Philipp Wende, Schlagzeug
9. NaNaya | Sabayan
Osteuropa trifft Orient und Jazz in einem modernen, experimentellen Rahmen. Das Projekt NaNaya beschreitet musikalisch einen eigenen Weg, einen Weg zwischen den Kulturen, wo sich Traditionen aus Ungarn mit Melodien des nahen Ostens treffen, sich auflösen und in etwas Neues verwandeln. Die aus Ungarn stammende Sängerin Thea Soti kombiniert Volksmelodien ihrer Heimat mit Jazz, Weltmusik und dem orientalischen Sound der Oud. NaNaya ist eine Sehnsucht nach den Wurzeln von Melodie und Rhythmus. Geschichten werden erzählt, geklatscht, getanzt. Die vier Musiker/innen sammeln Lieder und Motive und interpretieren sie in einem modernen Kontext. Intimität, Spontanität, Ehrlichkeit und Energie spielen hierbei die zentrale Rolle.
Thea Soti, Gesang/Komposition | Daniel S. Scholz, Oud | Johannes Keller, Kontrabass | Jonas Pirzer, Percussion/ Schlagzeug
10. Jan Jakob | Gasoline
Musik wie eine Reise im Wohnmobil mit deinen besten Freunden Jamiroquai, Jack Johnson und TV On The Radio. Entspannt. Komfortabel. Für alle Bedürfnisse ist gesorgt. Draußen fegt eine interessante Landschaft nach der anderen an dir vorbei und wenn du von der Schönheit übermannt wirst, hältst du an und verweilst. Jetzt ist erstmal Brotzeit. Aber wie bei allen Abenteuern gibt es immer wieder Überraschungen und Herausforderungen. Doch genau hier merkt der geübte Abenteurer, dass wirklich für alles gesorgt ist, denn dein Reiseführer Jan Jakob hat längst das Steuer in die Hand genommen.
11. trilith | Tanz
Ein Tor aus drei Steinen, mit eigenständiger Statik, unabhängig von anderen Bauelementen. Drei unterschiedliche, gleichberechtigte Instrumentalisten, die im Wechselspiel mal behutsam filigran, mal roh, beinahe gewalttätig agieren und reagieren. Kammermusikalischer Jazz in klassischer Triobesetzung zwischen explosiver Virtuosität und leiser Melancholie, mystischem Schweben und pulsierenden Grooves. www.jonaspirzer.de
Michael Hoppe, Klavier | Achim Seifert, Bass | Jonas Pirzer, Schlagzeug
12. Helgen | Das war es wert
Helgen baut Großstädte aus Sand, fährt den Gute Laune Bus zu Schrott und hätte gerne richtig gute Feinde. Vorlieben, die sich einem erst erschließen, wenn man die Texte und die Musik des jungen Songschreibers und seiner Band kennenlernt. Momentan arbeiten die vier Musiker an ihrem ersten Album, mit dem sie ab Winter 2013 viele richtig gute Freunde finden wollen.
Helge Schulz, Gesang/Gitarre/Text/Komposition | Patrick Bongers, Klavier/sampling | Niklas Beck, Bass | Timon Schempp, Schlagzeug
13. The Flummoxed | Die kaputte Spieluhr
Die Band The Flummoxed wurde im April 2011 in Hannover gegründet. Sie spielt ausschließlich Eigenkompositionen von Johannes Keller, die den Spielraum zwischen atmosphärischen Soundflächen und eruptiv-energetischen Ausbrüchen, elektroakustischer Ästhetik und klanglichen Experimenten ausloten. Die kompositorische Basis bilden kontrapunktisch gesetzte Melodiemotive und offene Strukturen, die jedem Bandmitglied größtmöglichen improvisatorischen Freiraum verschaffen. So kommen vier ganz unterschiedliche Musikerpersönlichkeiten zur Geltung, die sich gerade durch ihre Eigenarten perfekt ergänzen und sich gegenseitig immer wieder anspornen, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue musikalische Wege zu gehen.
Paul Engelmann, Altsaxophon | Nils Mosen, E-Gitarre/FX | Tobias Decker, Schlagwerk/ Klapperkram | Johannes Keller, Kontrabass/Kompostion
14. fint | Are you alright
fint musizieren sanften Pop. Kein Indie, kein Noise, kein gewollter Kitsch oder ähnliches. Und das gibt ihrer Musik sehr viel Raum. Wo andere aufgehende Bands versuchen, mit aller Macht Assoziationen und Parallelen zu Idolen (mit ihren Songstrukturen) zu wecken, nimmt sich diese Band die Freiheit, sich einem grundlegenden Gefühl zu verpflichten: der tiefen Liebe zur Musik. www.fint-music.com
Dorothee Möller, Gesang | Roman Goly, Klavier | Jonathan Schwenzer, Gitarre | Niklas Beck, Bass | Helge Preuss, Schlagzeug | Rebecca Czech, Geige | Katharina Pfänder, Bratsche | Clara Petersen, Violoncello
Über den Autor
Jonas Schoen ist Professor für Saxofon und Komposition an der HMTMH, außerdem leitet er u.a. die Working Band der JRP-Abteilung. Mehr Infos über ihn gibt es auf seiner Homepage.
veröffentlicht im Dezember 2012
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Jan Hinrichs
Leitung Kommunikation und Marketing, Pressesprecher
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Neues Haus 1, 30175 Hannover
Z05 | Neues Haus 1Telefon: +49 (0)511 3100-281
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Zuletzt bearbeitet: 07.12.2012
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