Nr 4: Popular Music

Seit 2008 gibt es den Studiengang Popular Music an der HMTMH. In diesem Sommer spielen die Studierenden des ersten Jahrganges ihre Abschlusskonzerte. In unserem Interview gibt der Studiengangsleiter Kristof Hinz einen Einblick in die Inhalte des PM-Studiums und berichtet, was ihn bei seiner Arbeit besonders stolz macht.


Interlude: Den Studiengang JazzRockPop gibt es an der HMTMH schon seit 1985. Vor vier Jahren wurde dann ein eigener Studiengang Popular Music (PM) geschaffen. Wie kam es zu dieser Gründung?

Kristof Hinz: Seit 2003 gibt es das Popinstitut an der HMTMH. Es wurde mithilfe von Drittmitteln gegründet, um ein Weiterbildungsangebot im Bereich Pop an der Musikhochschule zu schaffen. Für unsere Studenten sowie externe Musiker, Komponisten, Produzenten etc. - also ganz allgemein im Popmusikbereich Tätige - sollten auf hohem Niveau Workshopangebote geschaffen werden. Das Angebot des Popinstituts ergänzte den Jazz/Rock/Pop-Bereich, und viele Studierende mit Rock/Pop-Schwerpunkt, aber auch Interessierte aus anderen Studiengängen nutzen das Kursangebot.

Die Arbeit des Popinstitutes war sehr erfolgreich. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, uns im Rahmen des Hochschulpaktes 2020 um einen neuen Studiengang zu bewerben: Popular Music. Ich war als Leiter des Popinstitutes eingebunden in den durch Prof. Herbert Hellhund maßgeblich initierten und geplanten neuen Studiengang. Seine Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren Leitung des Studienganges Jazz/Rock/Pop ermöglichten einen Studiengang mit einem ganz neuen Fokus für die Hochschule.

Interlude: Kannst du einen Einblick in die Inhalte und den Ablauf des Popular Music Studiums geben?

Kristof Hinz: Das Studium dauert acht Semester und ist in vier Säulen eingeteilt: Die erste Säule umfasst den Unterricht im Haupt- und Nebeninstrument, Bandcoaching, Musiktheorie, Gehörbildung. Die zweite Säule ist der Musikproduktions- und Kompositionsbereich, die einen großen und wichtigen Stellenwert neben dem Hauptfach einnimmt. Ein Medienbereich mit Kursen und Vorlesungen in Medienmanagement und Medienwissenschaft bildet den dritten Bereich. Die vierte Säule bildet der Musikwissenschaftsbereich. Eine Spezialisierung anhand von frei wählbaren Schwerpunkten ist in allen Säulen möglich. Außerdem gibt es relativ freie Projekte wie das sog. übergreifende Projekt mit der Möglichkeit, unterschiedliche Bereiche miteinander zu verknüpfen.

Interlude: Welche zukünftige Entwicklung siehst du für den Studiengang Popular Music an der HMTMH?

Kristof Hinz: Nachdem uns in diesem Jahr der erste Jahrgang mit Studiumsbeginn in 2008 verlässt, gibt es teilweise Optimierungen und Justierungen im Curriculum, die Prof. Peter Weihe und ich nach Evaluation und Feedbackgesprächen zusammen erarbeitet haben. Ein komplett neuer Bachelorstudiengang erfordert nach der Anfangszeit eine kritisches Hinterfragen aller Bestandteile.

Wir sind sehr stolz darauf, dass die Absolventen ihren individuellen Weg gefunden haben, in dem sie sich positionieren. Es gibt hervorragende Bands, Songs und Produktionen, die entstanden sind. Und ein Grundgedanke aus der Planungszeit ist eingetreten: Die Studierenden spezialisieren sich auf mehrere und übergreifende Bereiche, z.B. in der Kombination des Hauptinstruments und Studioarbeit oder Komposition.

Interlude: Welche Vorteile hat es, das bisherige JazzRockPop zu spezialisieren in einen Studiengang mit verstärktem Jazzprofil (geplant) und eben Popular Music? Oder andersherum gedacht: Ist es überhaupt wünschenswert, schon vor Studienbeginn eine Festlegung auf gewisse Genres zu forcieren?

Kristof Hinz: Die Evaluation und viele Gespräche mit potentiellen Interessenten haben ergeben, dass vor allem die Nähe der beiden Studiengänge im Namen noch verwirrend für Außenstehende sein kann. Popular Music als eigener Studiengang ist auch in die Lücke getreten, die Jazz/Rock/Pop im Bereich Rock/Pop gelassen hat. Beide Studienbereiche sind in ihrer Arbeit sehr erfolgreich, die Bewerberzahlen beweisen das. Der Studiengang Jazz/Rock/Pop kann sich hier durch die willkommene Ergänzung durch Popular Music stärker mit Fokus auf Jazz und jazzverwandte Musik positionieren.

Der Begriff Jazz/Rock/Pop als übergreifende Fachgruppe über die Studiengänge Popular Music, Jazz/Rock/Pop und Füba Jazz/Rock/Pop soll bestehen bleiben und verdeutlicht so nach wie vor auch als Alleinstellungsmerkmal anderen deutschen Hochschulen gegenüber diese tolle inhaltliche Breite in Hannover.

Interlude: Den alten Diplomstudiengang JazzRockPop gab es über 20 Jahre lang, dann wurde zusätzlich der Bachelor Popular Music eingeführt. Wie du gerade angedeutet hast, ist beabsichtigt, den Bachelorstudiengang Jazz/Rock/Pop einer Profilschärfung in Richtung Jazz und jazzverwandter Musik zu unterziehen. Was können die beiden Studiengänge von einander lernen, inhaltlich und bei der Weiterentwicklung der gesamten JazzRockPop-Abteilung der HMTMH?

Kristof Hinz: Von einem seit 27 Jahren bestehenden Studiengang kann man natürlich sehr viel lernen. Hier ist vor allem die immer wieder zu überprüfende stilistische Ausrichtung zu nennen, denn der Popularmusik- und Jazzbereich unterliegen natürlich einer dauernden Weiterentwicklung, der man Rechnung tragen muss. Teilweise muss man sie aber auch einfach gelassen abwarten, um nicht jedem Zeitgeist nachzulaufen.

Es sollte auch möglich sein, dass eine Hochschule und ihre Studierenden mit ihren Bands und Kompositionen selber die Musikentwicklung mitbestimmen, denn vor allem im Studentenalter sind die meisten Bands und Künstler am erfolgreichsten. Diese Zeit darf man natürlich nicht aufgrund eines Studiums verpassen, bzw. das Studium sollte die Arbeit an eigenen Projekten so gut es geht ermöglichen.

Ich bin sehr froh darüber, dass der Studiengang Popular Music an der HMTMH möglich war und ist, und dass er Teil des sehr etablierten JRP-Bereiches ist. Vielleicht war die Einrichtung dieses eigenen Popstudienganges auch für beide Seiten - die Jazz- und die Pop/Rockseite - eine glückliche und selbstverständliche Entwicklung.

Interlude: Worauf bist du als Studiengangsleiter Popular Music besonders stolz?

Kristof Hinz: Ich bin stolz darauf, dass unsere Studierenden Teil vieler toller Bands sind, mit denen sie hervorragende Songs schreiben die sie größtenteils in Eigenregie in unserem Studio aufnehmen und produzieren. Hierbei entstehen viele sehr beachtliche Songs, die vom Songwriting und auch von der Aufnahmequalität auf richtig hohem Niveau sind und den Vergleich mit bekannteren Bands nicht zu scheuen brauchen. Ich bin mir sicher, dass man von vielen Bands und Acts noch mehr hören wird.

Außerdem empfinde ich die Arbeit und den Kontakt mit den Studierenden als sehr angenehm und lehrreich. Als Dozent in diesem Bereich muss man sich meiner Meinung nach davon Lösen, Unterricht "von oben herab" zu führen. Ich sehe die Studierenden eher als Kolleginnen und Kollegen, die teilweise ja schon extrem weit in ihrem eigenen Bereich sind, sei es mit ihren Kompositionen und Texten oder am Instrument. Hier ist es die Aufgabe der Dozenten, das zu fördern und zu unterstützen.

Außerdem bin ich sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Prof. Peter Weihe, unserem Professor für Musikproduktion, von dem man extrem viel lernen und sich abschauen kann - was ich jeden Tag mache.

Interlude: Was kannst du zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern zur Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung raten?

Kristof Hinz: Natürlich muss man sich entsprechend gut vorbereiten. Hier werden vielfältige Bereiche geprüft - nicht nur das Hauptinstrument - auf die es zum Erreichen eines Studienplatzes ankommt.

Als sehr wichtig beim eigentlichen Vorspiel im Hauptfach empfinde ich: Meine das, was du spielst/singst/machst. Zeige durch die Musik, wer du bist oder was du darstellst. Meine jede Note so, wie du sie spielst, und lass sie lieber weg, wenn du dir unsicher bist.

 

Mehr Infos


Kristof Hinz unterrichtet seit 2002 Schlagzeug und Ensemble an der HMTMH, seit 2003 leitet er das Popinstitut. Außerdem ist er Studiengangsleiter von Popular Music. Mehr Infos über ihn gibt es auf seiner Homepage.

Das Interview führte .

veröffentlicht im Juli 2012

Zuletzt bearbeitet: 22.07.2012

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